Backe, backe ... Kekse!
- Jennifer Willert
- 27. März
- 3 Min. Lesezeit

Meine Tochter schaut mich an. Die Augen vor Schreck weit aufgerissen, zeichnen sich die unterschiedlichsten Gefühlsregungen auf ihrem Gesicht ab. Eine Mischung aus ängstlichem Abwarten, Sorge und einem Anflug von Panik.
Es ist ganz still – Die Küche ist erfüllt von einer spannungsgeladenen Atmosphäre. Ich begegne ihrem Blick, nehme ihre Anspannung war und realisiere wie verrückt diese Situation gerade ist. Anstatt auszurasten, spüre ich tief in meinem Bauch eine ganz andere Gefühlsregung. Erst ist es ein zartes Lächeln was sich langsam in mir ausbreitet. Es geht über in ein Glucksen und schnaubend atme ich aus. Dann kann ich es nicht mehr unterdrücken und ich lache los. So sehr, dass mir die Tränen in die Augen steigen. Meine Tochter ist erst kurz überrascht, bevor sie mit mir einstimmt. Wir lachen bis uns die Bäuche weh tun.
„Das glaubt mir kein Mensch!“, presse ich zwischen zwei Lachern hervor.
Aber was war passiert? Ich spule die Geschehnisse noch einmal eine Stunde zurück...
„Wiegst du mir 200 Gramm Zucker ab“, frage ich in Richtung meiner Tochter, während ich mich abmühe vier Eier von Dotter und Eiweiß zu trennen.
„Kommt sofort!“, antwortet sie mir gut gelaunt.
Es ist Samstag, wir stehen zusammen in der Küche und versuchen uns an einen neuen Keks-Rezept, welches ich von einem meiner PatientINNEN bekommen habe.
Es liest sich sehr gut und wurde mir von der Dame als, „Das sind die besten Kekse aller Zeiten“ angepriesen.
Voller Begeisterung und Vorfreude wiegen wir die einzelnen Zutaten ab, rühren alles in einer großen Schüssel zusammen und vergessen auch nicht in regelmäßigen Abständen vom Teig zu naschen. Die Kekse bestehen aus einem Boden, einem Deckel, die mit einer dazwischenliegenden Schokoladencreme zusammenhalten. Um die Creme auf die Kekse zu bekommen überlege ich mir den Spritzbeutel zu benutzen, der immer noch original verpackt in einer der Schubladen herumliegt. Ich ziehe den Beutel aus der Verpackung und schraube die passende Tülle auf die dafür vorgesehene Spitze.
Dann kann es losgehen...
Mit einem Esslöffel fülle ich die leicht gekühlte Schokoladencreme in den Spritzbeutel ein und drücke die Masse, wie auf der Anleitung beschrieben nach unten Richtung Tülle. Voller Erwartung schaue ich auf den ausgewählten Keks, den ich mit der Creme befüllen will.
Nichts passiert!
Ich drücke fester, aber es passiert immer noch nichts!
Ich hebe den Spritzbeutel an um zu überprüfen, ob die Tülle verstopft ist.
Es scheint alles in Ordnung zu sein.
Ich starte den dritten, dann den vierten Versuch...
Nachdem ich noch einmal ganz fest gedrückt habe, muss ich mir eingestehen, dass irgendetwas nicht stimmt.
Ich laufe zum Besteckkasten und hole eine Stricknadel daraus hervor. Damit stochere ich in der Tülle herum, danach versuche ich es ein weiteres Mal. Ein armseliger Klecks Schokoladencreme findet den Weg vom Beutel auf den Keks. Davon motiviert drücke ich nun mit voller Kraft, aber das gewünschte Ergebnis bleibt aus.
„Mama!“, ruft meine Tochter plötzlich.
Irgendetwas in ihrer Stimme lässt mich aufhorchen und ich schaue von den Keksen hoch. Ich folge ihrem Blick und erstarre.
Von mir unbemerkt hat ein Großteil der Schokoladencreme den Spritzbeutel verlassen, allerdings nicht so, wie ich es gehofft hatte.
Überall in der Küche verteilt befindet sich die Schokoladencreme. Auf der Theke, in der noch geöffneten Schublade, an der Küchenfront, an meiner Kleidung und auf den Fliesen. Braune Schuhabdrücke zieren nahezu den gesamten Küchenboden.
Ich erstarre. Mein Blick fällt auf meine schokoladenverschmierten Hände bis zu meinen vollgetropften Schuhen.
Einen Moment lang kann ich überhaupt nicht begreifen, was da gerade passiert ist.
Von uns unbemerkt, weil unsere volle Konzentration bei den Keksen lag hat es, nachdem die Creme allmählich Zimmertemperatur angenommen hatte, die Füllung am anderen Ende des Beutels herausgedrückt
Der Schuss ging im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten los.
Das Chaos war unbeschreiblich. Und so kommen wir wieder zum Anfang der Geschichte zurück.
Nachdem wir uns ausgelacht hatten und die Küche halbwegs sauber war, holte ich die restliche Füllung aus dem Beutel und meine Tochter verteilte sie mittels eines Kaffeelöffels auf den Keksen, der Spritzbeutel wanderte, so wie er war in hohem Bogen in den Mülleimer.
Das Endresultat waren ein paar sehr unansehnliche, nahezu hässliche Kekse, die aber auf wundersame Weise sehr lecker waren. :)
Dieses Erlebnis liegt schon gut eineinhalb Jahre zurück.
Ich habe seitdem nie wieder einen Spritzbeutel benutzt.





…….Frauen in der Küche….😂😂😂…ja, ja…😉