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Süße Versuchung

  • Autorenbild: Jennifer Willert
    Jennifer Willert
  • 17. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit

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Als ich mit dem zitternden Elend auf dem Arm das Badezimmer betrete, ahne ich noch nicht welch ein heimtückischer Mord sich in Kürze im Wohnzimmer ereignen wird.

Es ist schon alles vorbereitet... vor der Badewanne auf dem Boden liegt ein großes, altes Handtuch, über dem Ablauf habe ich ein Sieb platziert und die Shampoo-Flasche ist griffbereit in der Nähe. Ich versuche das sich sträubende Bündel in die Badewanne zu bugsieren, aber es wehrt sich hartnäckig. Alle vier Pfoten starr und steif von sich gestreckt, lässt es sich nicht einfach in die Wanne heben. Ich rede ihm gut zu, aber es schaut mich nur aus weit aufgerissenen Glubschaugen panisch an.

Jedes Mal das gleiche Spiel – Lotte verabscheut das Duschen und teilt dieses Schicksal mit tausenden Hunden, die ebenfalls eine ausgeprägte Abneigung gegen Wasser, Shampoo und Föhn besitzen.

„Du wirst es überleben!“, stelle ich mit zuckersüßer Stimme fest, während ich das Tier mit sanfter Gewalt in die Badewanne drücke und dabei gut festhalte.

Mit der freien Hand angele ich nach dem Duschkopf und drehe das Wasser an. Lotte wehrt sich aus Leibeskräften und ich halte tapfer dagegen.

„Schluss jetzt!“, sage ich bestimmt. „Du stinkst und das werden wir jetzt ändern!“

Während der Wasserstrahl Dreck, Haare und Gestank in den Wannenablauf spülen, spielen sich im Raum nebenan ganz andere Dinge ab.

Liesel, unser kleiner Chihuahua Mix sitzt in ihrem Körbchen und spitzt die großen Ohren: „Ich höre Wasserrauschen! Lotte ist unter der Dusche und Frauchen hat alle Hände voll zu tun. Die Luft ist rein!“

Der kleine Hund springt aus seinem Körbchen. Die Nase auf den Boden geheftet, läuft er in Richtung Zimmer meiner Tochter. Die Tür ist nur angelehnt.

Vorsichtiges Schnuppern durch den Türspalt... „Bingo! Daher kommt der verführerische süße Duft, den ich schon seit gestern in der Nase habe!“

Mit einem Nasenstupser ist die Tür offen und Liesel schlüpft in das Zimmer.

Der goldene Schokoladenhase hat es sich auf dem Nachttisch so richtig gemütlich gemacht. Zwischen dem Wecker, einem Buch und einer Tasse sitzend ist er fast nicht zu sehen, nur zwei goldenen Ohren schauen dazwischen hervor.

Er schaut aus dem Fenster, nichtsahnend! Er weiß nicht, dass sein kleines Schokoladenherz nicht mehr lange schlagen wird.

Der kleine Dieb schleicht sich von hinten an, die Nase schnüffelnd in die Luft gehalten, bewegt er sich auf den Nachttisch zu. An seinem kleinen, felligen Gesicht kann man gut erkennen, dass er Witterung aufgenommen hat. Noch ein paar Schritte, dann hat er sein Ziel erreicht. Auf den Hinterpfoten stehend, schiebt er den kleinen Kopf nach oben über das Tischchen. Dann geht alles ganz schnell. Mit einem Happs hat er das süße Häschen geschnappt und verlässt nun eilig den Raum. Wieder im Körbchen angekommen macht sich der kleine Hund über den großen Hasen her. 100 Gramm Vollmilchschokolade verschwinden mit der kompletten Alufolie in dem Magen des kleinen Vielfraßes. Fast die ganze Alufolie, denn ein ganz kleiner Rest der Verpackung finde ich einige Stunden später im Körbchen, nachdem das Fehlen des Hasen bemerkt wurde.

Zu einer Verurteilung wegen eines heimtückischen Mordes ist es allerdings nicht gekommen, da uns nach wie vor die Beweise fehlen.


PS: Weitere Tote gab es aufgrund von zu hohem Schokoladenkonsum in der Vorosterzeit allerdings auch nicht :)



 
 
 

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2 Kommentare


Gast
17. Apr.

So kommt man auch zu einem Osterhasen. 😅

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Gast
17. Apr.

…vor Liesel scheint wohl nichts essbares sicher zu sein…😂😂…

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