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27 Ergebnisse gefunden mit einer leeren Suche

  • Die Odyssee nach Fürth

    Alles fing damit an, dass ich ein paar Weihnachtsgeschenke umtauschen wollte. Ein bisschen bummeln, durch die Gassen schlendern, einen Kaffee trinken. Nix besonders! Ich fragte meine Tochter und meinen Freund, ob sie mich begleiten wollten. An einem Samstag, späterer Vormittag machten wir uns auf den Weg. Um die stressige Parkplatzsuche zu vermeiden, wollten mit dem Zug nach Fürth fahren. "Von Forchheim nach Fürth kein Problem!", dachte ich. "Der Zug fährt um halb, Mama!", ruft mir meine Tochter genervt entgegen, während sie auf einem Bein stehend (das Andere steckt schon halb in einem Stiefel) versucht ihre Jacke vom Haken zu angeln. "Was, schon um HALB?", entgegne ich ihr und in meiner Stimme liegt eine Spur von Hysterie. Ich drücke mich an meinem Freund vorbei, der mit sichtlicher Verwirrung im Türrahmen steht, in den, durch eine Vielzahl an Schuhen, Jacken und anderem Krimskrams überfüllten, von Haus aus zu engen Gang und suche hektisch nach einem Paar passenden Schuhen. Dabei werfe ich meinem Freund einen ungeduldigen Blick zu. "Auf geht's! Wir sind zu spät!" Mit hochrotem Kopf, das Gemeckere von meiner Tochter im Ohr (immer bist DU zu spät dran) und dem Versuch während des Laufens nicht zu ersticken, erreichen wir kurze Zeit später den kleinen Bahnhof. Der Zug fährt uns vor der Nase davon. "Verdammte Sch....!", rufe ich, während ich versuche wieder zu Atem zu kommen. "Und was jetzt?" Meine Tochter wirft mir noch einen bösen Blick zu und studiert dann den Fahrplan an dem Wartehäuschen. Schuldbewusst laufe ich ihr hinterher, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. "Na super! Der nächste Zug, der hier hält, fährt erst in einer Stunde!", verärgert dreht sie sich zu mir um. "In drei Minuten kommt ein anderer Zug, der fährt zwar in die Gegenrichtung, hält aber an der nächsten Station. Von dort aus können wir einen anderen Zug nach Fürth nehmen.", schlägt mein Freund vor. "Irgendwie idiotisch!", denke ich. "Aber immerhin besser, als eine Stunde hier am Bahnhof zu warten!" Schon fährt der Zug ein und wir haben keine Zeit mehr weiter darüber zu diskutieren. Kaum haben sich die Türen geschlossen, als uns auffällt, dass wir für diese Strecke keinen gültigen Fahrausweis haben. Das zuvor, gebuchte Ticket gilt nur für die andere Richtung. Hektisch schaue ich mich in dem überfüllten Zug um, während mein Freund eilig sein Handy aus der Tasche zieht und panisch beginnt darauf herumzudrücken. Auf die Frage, was er da mache, bekomme ich die kurze Antwort. "Mensch Jenni, wir fahren SCHWARZ. Ich versuche uns noch schnell zwei andere Tickets zu buchen." Schlagartig wird mir klar, dass diese Aktion meinen, sonst sehr regelkonformen, Partner ziemlich aus der "Bahn" wirft und ein mildes Lächeln umspielt meine Lippen. "Für mich eine Lappalie!", denke ich bei mir. "Da habe ich schon ganz andere Sachen gemacht!" Allerdings erstarrt mein Grinsen ganz schnell, als ich einen Schaffner erblicke, der im Abteil vor uns mit der Fahrkarten-Kontrolle beginnt. "Hat das mit den Fahrkarten geklappt?", frage ich meinen Freund, der immer noch hektisch auf seinem Display herumhackt. "Kein Netz!", ruft er mir knapp entgegen. Ich schaue meine Tochter an die, total gelassen an der Wand gelehnt, ihre Fingernägel betrachtet. Da wird mir plötzlich bewusst, dass sie sich ja auch keine Sorgen zu machen braucht. Sie hat einen gültigen Fahrausweis. Das 365 Euro-Ticket gilt für das ganze Jahr und beinhaltet sämtliche Fahrten im VGN-Bereich. "Die eigentlichen Schwarzfahrer sind nur WIR! Plötzlich steigt in mir Panik auf, gepaart mit einem schlechten Gewissen und der nackten Angst erwischt zu werden. Blitzschnell sendet mein Gehirn an meinen Körper eine Gefahrenwarnung. Aus einem Impuls heraus stürme ich los. Mein angeborener Flucht-Reflex gibt meinen Beinen die Kraft vorwärts zu gehen. Über meine Schulter hinweg rufe ich den Anderen leise zu: "Rückzug! Wir dürfen uns nicht erwischen lassen!" Während ich an anderen Reisenden vorbeihechte bricht mir der kalte Schweiß aus. Meine Pupillen sind geweitet und mein Atem geht schneller; mein ganzer Körper ist in Alarmbereitschaft versetzt. Endlich erreiche ich das nächste Zugabteil und drehe mich nach den Anderen um. Aber da ist Niemand! Durch die Glastür kann ich erkennen, dass meine Tochter und mein Freund immer noch an der gleichen Stelle stehen und mich fragend anschauen. Ich schaue zurück und fuchtele dabei wild mit den Armen. Nun hat selbst der letzte Mitreisende im Zug verstanden, dass sich hier etwas ganz Großes abspielt. Mit verwirrten Gesichtern setzen sich die Zwei in Bewegung und kommen auf mich zu. "Sag mal Jenni...Geht's noch?", fragt mich mein Freund. Von dem verächtlichen Blick meiner Tochter möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen. In diesem Moment geschieht etwas, was ich im Nachhinein als "Mein Gehirn schaltete wieder in den Arbeitsmodus zurück" bezeichnen würde. "Du hast vollkommen recht! Wir müssen uns stellen!", sage ich. Ich versuche dabei meiner Stimme so viel Klarheit und Bestimmtheit wie möglich zu geben. "Ich gehe jetzt direkt zum Schaffner!" Mit diesen Worten drehe ich mich auf dem Absatz um und laufe zielstrebig zurück. Mein Freund schaut mir mit verdattertem Gesichtsausdruck hinterher. "Völlig richtig, Jenni!", bekräftige ich mich derweil selbst. "Man muss für sein Handeln Verantwortung übernehmen" Auf dem Rückweg bildete ich mir ein, anerkennende Blicke der Mitreisenden auf mir zu spüren. Das gibt mir den Mut weiterzugehen. "Mit euch fahre ich nie wieder IRGEND-WO-HIN!", höre ich meine Tochter hinter meinem Rücken sagen. "Was heißt den Euch?", entgegnet ihr mein Freund leise. Ich erreiche den Schaffner, baue mich vor ihm auf und beginne ohne Umschweife meine Geschichte zu erzählen. Er hört mir zu, sein Gesichtsausdruck wechselt von mäßigem Interesse zu Erstaunen und dann in Belustigung. Als ich geendet habe sagt er lachend: "Alles gut Mädel! Ich hab' gleich Feierabend und kontrolliere heute sowieso nicht mehr!" Erleichterung machte sich in mir breit. Siegessicher drehe ich mich zu den Anderen um. "Ich hab doch für uns Zwei mittlerweile eine Fahrkarte gekauft!", sagt da mein Freund zu mir. Entgeistert schaue ich ihn an. "Wenn du mal einen Moment stehen geblieben wärst, dann hätte ich dir das auch erzählen können!", stellte er schmunzelnd fest. "Mit euch fahre ich nie wieder Zug!", ist darauf meine Antwort.

  • Ein ganz normaler Morgen

    Jeden Morgen das gleiche Programm; Kaffee kochen, Frühstück für meine Tochter, Futter für den Hund, Pausenbrot machen und Getränkeflasche füllen und das morgendliche Gassigehen mit unserem vierbeinigem Freund. Schon ab zwei Frauen im Haushalt ist der Streit, WANN und vor allem, WIE LANGE wer ins Bad geht vorprogrammiert. Da kann es in der Hektik schon mal passieren, dass das Trockenfutter für den Hund auf dem Tisch und das Müsli auf dem Boden landet. Irritierte Blicke meiner MitbewohnerINNEN verraten mir schnell den begangenen Irrtum. Im engen Gang stoßen wir aneinander, eingepackt in dicke Jacken mit dem zuvor eilig gepackten Schulrucksack und meinem Korb, den ich praktisch überall mit hinnehme. Unter genervten Blicken, Gemecker und Gezicke verlassen wir die Wohnung. Eis an der Scheibe. So ein Mist! Mit einem gekonnten Hechtsprung lande ich auf dem Fahrersitz meines kleinen Autos. Ich drehe den Zündschlüssel im Schloss und starre wie gebannt auf die kleine rot blinkende Anzeige im Cockpit. 7:23 Uhr... fast pünktlich stelle ich betont heiter fest und schnalle mich eilig an. Vielmehr versuche ich es, denn bei all' der Hektik findet meine Hand im Halbdunkel keine Steckverbindung für den Verschluss des Gurtes. Mit ungelenken Bewegungen stochere ich seitlich an meinem Sitz in der Tiefe herum und fluche laut. Meine Tochter schaut mich missmutig von der Seite an: „Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ „Hab alles im Griff!“, antworte ich mit gepresster Stimme und finde, eher aus Zufall endlich das Schloss. Es macht „KLICK“ und erleichtert richte ich mich auf. Ich starte den Motor und fahre mit Entschlossenheit und großem Aktionswillen rückwärts aus meinem Parkplatz gegen die, am Straßenrand stehende, Mülltonne. „Ups!“, rufe ich, verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse und den Kopf zu den Schultern. Genervt schnallt meine Tochter sich ab und verlässt das Auto. Kurze Zeit später kommt sie wieder zurück und noch während sie einsteigt stellt sie fest:“ Die Mülltonne hat jetzt eine Beule, dein Auto aber nicht!“ „Dann ist ja alles Bestens!“, entgegne ich ihr und setze noch einmal zum Rückwärts Ausparken an. Ich fahre los. Nein ich rase los! Wie ein Rennfahrer der Formel-1 nehme ich die erste Kurve, gefolgt vom Überfahren einer dunkelgelben Ampel und dem energischen Abbremsen hinter einem Lastkraftwagen, der in Schneckentempo anscheinend ein ähnliches Ziel verfolgt wie wir. Laut fluchend sitze ich am Steuer, das Lenkrad mit verbissenem Ärger fest umklammert. „Das gibt es doch gar nicht! Immer, wenn man es mal eilig hat!“ „Mama! Du hast es immer eilig!“, stellt meine Tochter sachlich fest. „Was wahrscheinlich daran liegt, dass wir wegen DIR am Morgen prinzipiell zu spät dran sind!“ „Stimmt doch gar nicht!“, sage ich mit echter Entrüstung in der Stimme, während ich versuche meinen langsamen Vordermann auf einer zweispurigen Straße links zu überholen. Ich schätze gerade meine Möglichkeiten ab. „Kann ich nach dem Überholvorgang noch vor der nächsten Kreuzung wieder auf die rechte Seite wechseln, um dann rechts abzubiegen?“ Als der Lastkraftwagen auf die linke Seite wechselt. „Perfekt!“, jubele ich und ziehe mit Siegesmiene und einem QUEEN-MOM-Winken an ihm vorbei. Der LKW-Fahrer wirkt irritiert. Wahrscheinlich fragt er sich den halben Vormittag, wer das wohl gewesen ist. Aber egal! Wir haben keine Zeit uns darüber Gedanken zu machen. Wir haben eine Mission! Meine Tochter muss um 7:45 Uhr in der Schule sein. Und ich werde alles geben, um dieses Ziel zu erreichen. Das bin ich meiner Tochter schuldig! Eine ältere Dame, die mit rheumageplagten, langsamen Schritten, den Rollator vor sich herschiebend, die Straße überquert erfährt bei meinem rasanten Herankommen einen wahren Energieschub und erhöht die Anzahl ihrer Schritte in der Minute auf das Doppelte. Meine Tochter und ich liefern uns eine heiße Diskussion darüber, ob die, gerade überfahrene Ampel nun rot war, oder nicht. Ich frage mich, ob das helle Aufblitzen eines Lichtes direkt vor uns von einem Gewitter kommt, welches bei offensichtlich ankündigendem, strahlend blauem Himmel und Sonnenschein aufzukommen droht. Ein Blick auf den Tacho lässt den Wunsch nach einem plötzlichen Spontan-Gewitter größer werden. In einem Anfall von leichter Aggression möchte ich am allerliebsten den Fahrradfahrer vor uns von seinem Rad stoßen. In absoluter Gemütlichkeit hat er anscheinend nichts Besseres zu tun wie, leicht gestresste Autofahrer in Eile, von ihrem weiteren Weg abzuhalten. „Der fährt doch mitten auf der Straße!“, stelle ich empört fest. „Genau! Das macht der bestimmt mit Absicht!“, entgegnet meine Tochter amüsiert. „Der will dich einfach nur ärgern!“ „Tssss!“, antworte ich nur und setze zu einem fragwürdigen Überholmanöver an. Ich nehme die letzte Kurve mit Schwung, rase die Straße entlang, um dann mit quietschenden Reifen vor der Schule zum Stehen zu kommen. 7:44 Uhr! „Pünktlich, wie die Deutsche Bahn!“, rufe ich und zwinkere meiner Tochter zu. „Danke Mama!“, entgegnet diese. „Das nächste Mal nehme ich den Bus!“

  • ... aus dem Leben und anderen Geschichten ... ... jetzt geht es los

    Ein kurzer Rückblick ... Alle Jahre wieder Nicht nur der Nikolaus kommt jährlich in der Adventszeit zu Besuch. Während der eine etwas bringt, nimmt der Andere etwas mit. Es erwischt mich jedes Jahr wieder aufs Neue unvorbereitet. Da steht man stark erkältet im Schlabberlook, mit zerzausten Haaren und geröteter Nase um eine wirklich unchristliche Zeit in der Küche. Der einzige Trost, der baldige Genuss einer Tasse Kaffee. Als es plötzlich an der Haustür klingelt. Ein Schreck durchfährt meine, eh' schon schmerzenden Glieder und voller Panik schaue ich erst einmal aus dem Fenster; es ist stockdunkel! Erst dann fällt mein Blick auf mein Spiegelbild, welches sich durch die, noch dunkle Scheibe des Fensters deutlich abzeichnet. Ein entschlossener Gedanke schiebt sich in mein Bewusstsein. Unter keinen Umständen werde ich in diesem desolaten Zustand freiwillig die Haustür öffnen. Es klingelt erneut! Panik steigt in mir auf und der kalte Schweiß bricht mir aus allen Poren. Da kommt mir die rettende Idee! Ich rufe nach meiner 10 jährigen Tochter und bitte sie für mich die Haustür zu öffnen. Gleichzeitig plagt mich ein ultra schlechtes Gewissen. Ich bin gerade dabei meine kleine Tochter eiskalt an einen, uns fremden Menschen, eventuellen Verbrecher, oder sogar Mörder auszuliefern, der es vielleicht auf unschuldige Mitbürger in der Adventszeit abgesehen hat. Noch zwischen dem Gefühl eine schlechte Mutter zu sein und dem Gedanken, dass dieses Opfer angesichts meiner derzeitigen Lage durchaus gerechtfertigt ist, hin- und hergerissen, höre ich die Stimme meiner Tochter. "Mama! Kommst du mal bitte!" "Mist!", denke ich. Ich atme noch einmal tief durch, fahre mir ein letztes Mal durch meine zerzausten Haare, um danach mit so viel Würde, wie ich mit Hüttenschuhe an den Füßen aufbringen kann, an die Haustür zu treten. Der schwarzgekleidete Mann vor der Tür schaut mich einen Moment von oben bis unten an und ich weiß sofort, dass ich ihn nicht leiden kann. "Der Schornsteinfeger!", sagt er überflüssigerweise. "Könnt ihr euch nicht wie normale Leute vor eurem Besuch anmelden?", schimpfe ich leise vor mich hin, um dann seufzend zur Seite zu treten. Während er sich einen Weg zum Dachboden bahnt, vorbei an dem alltäglichen frühen Chaos und meinen BH's, die fein in einer Reihe auf dem Wäscheständer hängen, gehe ich kopfschüttelnd zurück in die Küche. Bei einer Tasse Kaffee komme ich mit mir selbst wieder ins Reine und gehe in Gedanken meine positiven Affirmationen aus meinem Selbstliebe-Buch durch. Verweise meinem perfektionistischen Anteil die Schranken und lächele... :)

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