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27 Ergebnisse gefunden mit einer leeren Suche

  • Das erste Bier

    „Mama, ich würde gerne mal ein Bier trinken!“ Überrascht schaue ich von meinem Buch auf, mit dem ich es mir gerade auf der Couch gemütlich gemacht habe. „Ein Bier?“ „Ja, ein Bier!“, wiederholt meine Tochter ihre Bitte. Als sie meinen irritierten Gesichtsausdruck sieht fügt sie hinzu: „Es steht bald eine Party an und da wird auch Bier getrunken. Ich habe überhaupt keine Ahnung, OB ich Bier vertrage und WIEVIEL ich davon vertrage!“ Sie schaut mich mit leicht verzweifelten Gesichtsausdruck an. „Außerdem habe ich von Bier überhaupt keine Ahnung!“, . „Das beruhigt mich!“, antworte ich ihr ehrlich. „Von Schnaps schon... nur von Bier halt nicht!“, erklärt sie mir und grinst verschmitzt. „Na dann ist doch alles gut! Dann trinkst du den Schnaps und lässt die anderen das Bier trinken!“, kontere ich und grinse nun ebenfalls. Am nächsten Tag gehen wir zusammen Einkaufen. Wir besorgen Lebensmittel für das anstehende Wochenende und danach machen wir noch einen Abstecher in den Getränkemarkt. Kurze Zeit später stehen wir vor einem, gefühlt kilometerlangen Regal mit einer Vielzahl an verschiedenen Biersorten. Meine Tochter kratzt sich nachdenklich am Kopf: „Und was nehmen wir da jetzt?“ „Ich würde sagen, VON ALLEM ETWAS!“, entscheide ich. An der Kasse komme ich mir vor, wie ein „Vollalki“ auf Entzug. Verschämt bezahle ich und verstaue die einzelnen Flaschen in einem mitgebrachten Korb. Zuhause angekommen stelle ich die Flaschen kühl und lade ein paar weitere Personen zum bevorstehenden Spektakel ein. Zur Bierprobe am Samstag bei uns Zuhause sind erschienen, ein Oberfranke, ein Ossi, ein BierAnfänger und ein BierNichtMöger. Aus Datenschutzgründen und aus Gründen der Privatsphäre werden hier keine Namen bekanntgegeben. Der Oberfranke greift zielsicher zu einem „Schlöbberla“ von einer bekannten Brauerei aus Forchheim. Der Ossi nimmt ein Helles und ich und meine Tochter entscheiden uns für ein Desperados. „Wie kann man den so ein übles Gesöff überhaupt trinken? Gib dem Mädel mal ein gescheites Bier!“, stellt der Oberfranke entrüstet fest und nimmt einen großen Schluck aus seiner Bierflasche. Mit einem skeptischen Seitenblick auf den Oberfranken sagt der Ossi: „S-C-H-L-Ö-B-B-E-R-L-A...Was ist das denn? Was ich nicht aussprechen kann, trinke ich auch nicht!“ „Ich mag ja eigentlich gar kein Bier...“, werfe ich dazwischen ein. „... bin ja mehr der Weintrinker!“ „Das mexikanische Bier schmeckt ganz gut!“, stellt meine Tochter fest. „Es kommt gar nicht aus Mexiko, sondern aus Tschechien!“, erkläre ich, nachdem ich das Etikett auf der Flasche genauer studiert habe. Zwei Stunden später... Mittlerweile haben wir uns eine Familienpizza beim Pizzabäcker unseres Vertrauens bestellt. „Es ist nicht schlimm Alkohol zu trinken, wenn man es als Genuss versteht und nicht sinnlos in sich hineinschüttet!“, erkläre ich meiner Tochter kauend. „Es ist gut, wenn Du deine Grenzen kennst!“ „Genau!“, pflichtet mir der Oberfranke bei und greift mit leicht glasigen Augen und glückseligem Lächeln zum vierten Bier. „Außerdem gibt es ja auch alkoholfreie Alternativen!“, sagt der Ossi und hält meiner Tochter ein Jever Fun Grapefruit unter die Nase. „Jever!“, sagt der Oberfranke und schaut mit angewidertem Gesichtsausdruck auf die kleine grüne Flasche. Der Ossi schwelgt derweil in Erinnerungen. „In der DDR gab es Aubi Bier, das erste deutsche alkoholfreie Bier, das bei uns entwickelt wurde. Mein Lieblingsbier war das Lübzer Bier, welches in Lübz in Mecklenburg Vorpommern gebraut wird. Und dann gab es noch den „Pfeffi - ein Pfefferminzlikör“, schweift er ein bisschen ab. Jetzt schüttelt es mich. „Pfefferminzlikör... Pfui Teufel!“ Es wurde noch ein sehr lustiger Abend... „Und?“, frage ich zu späterer Stunde. „Was hat dir jetzt am besten geschmeckt?“ „Das Jever Fun mit Grapefruit!“, findet meine Tochter.

  • Heute kein neuer Blog...

    ... dafür bald mein neues Buch. Voraussichtlich Ende nächster Woche wird mein neues Buch "Achtung Rübenräuber! Die süße Rettung" im Online-Handel erhältlich sein. Ich freue mich schon so sehr darauf! Bis dahin heißt es Abwarten... Und hier schon mal ein kleiner Einblick für die ganz Neugierigen unter uns. ... In diesem Moment wusste ich, dass es keine gute Idee gewesen war hier herzukommen und ich wich hastig einen Schritt zurück. Aber Konrad war schneller. Sein Arm schnellte vor und er packte mich an meinem T-Shirt. Verzweifelt versuchte ich mich loszureißen, indem ich wild um mich schlug. Aber mein Kampf war aussichtslos und meine Gegenwehr zwecklos. Konrad zog mich mit Leichtigkeit und ohne große Anstrengung ins Haus. Das letzte was ich noch in meiner Panik erken­nen konnte, war das untere Ende der Treppe. Vera war, wie vom Erdboden verschwunden. „So, so! Ein Angebot also...!“ Ich saß auf einem Stuhl und Konrad stand mir, lässig an eine Kom­mode gelehnt, gegenüber. „Dann lass` mal hören!“ Mein Mund war, wie ausgedorrt und der Kloß in meinem Hals war mittlerweile zu der Größe einer Zitrone angeschwollen. Ich schluckte trocken und räusperte mich erneut. „In was für eine Situation hatte ich mich nur gebracht? Wieso hatte ich nicht auf Anton gehört? Und wo war Vera abgeblie­ben?“ In meinem Kopf rasten die Gedanken und es fiel mir unendlich schwer nur einen vernünfti­gen Satz von mir zu geben. Angst lähmte mich und schnürte mir die Kehle zu. Ich versuchte abzuwägen, ob es besser war zu schweigen, oder hilfreich, wenn ich ihm sagte, was wir über ihn wussten und warum ich hier war. Ich entschied mich für die Flucht nach vorne. „Wir wissen von dem Betrug!“, brachte ich krächzend hervor, während mein Herz, wie wild in meiner Brust schlug. Als mich Antons Onkel verständnislos ansah fuhr ich fort. „Der Stick mit der Tabelle!“ Es dauerte einen Moment bis er begriff und Erstaunen machte sich auf seinem Gesicht breit. Mit ungeheuerlicher Geschwindigkeit, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte war er bei mir und zog mich an meinem T-Shirt vom Stuhl. „Was sagst du da?“, rief er mit unterdrücktem Zorn. „Welchen Stick meinst du?“ Ich brachte vor lauter Angst kein Wort über die Lippen. „Rede!“, schrie er mich an und Spucke flog ihm dabei aus dem Mund. „Der im Treppengeländer versteckt war!“, brachte ich nur noch flüsternd heraus. Meine Beine hatten unkontrolliert angefangen zu zucken und er ließ mich, wie eine Stoffpuppe auf den Stuhl zurückgleiten. Sein Blick huschte zur Treppe: „Was willst du?“, er wirkte auf einmal ganz ruhig, was mich aber nur noch mehr in Alarmbereitschaft versetzte. „Dass du die Rübenräuber in Ruhe lässt!“ „So, so! Darum geht es also!“ „Wer weiß außer dir von dem Stick?“, fragte er weiter, sein Blick schien mich regelrecht zu durchbohren. Wieder überlegte ich hektisch, was ich antworten sollte. Was war in dieser Situation vernünftig? „Niemand!“, antwortete ich und hoffte, dass sich meine Stimme glaubwürdig anhörte. Antons Onkel schien zu überlegen, dann sagte er: „Wo ist der Stick jetzt?“ „Bei mir zu Hause!“, log ich. Für einen Moment starrte er mir noch durchdringend in die Augen, dann stand er entschlossen auf. „Gib mir dein Handy!“, sagte er und streckte fordernd seine Hand aus. Widerwillig gab ich es ihm. Ohne ein weiteres Wort packte er mich am Arm, öffnete am anderen Ende des Raumes eine Tür und stieß mich hinein. „Wenn du ruhig bleibst, werde ich dir nichts tun!“, sagte er und schloss die Tür hinter mir. Kurz darauf hörte ich, wie ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde. Augenblicklich war es finster in dem kleinen Raum und es dauerte ein paar Minuten, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es fiel gerade mal so viel Licht durch den Türspalt und das Schlüsselloch herein, dass ich erkennen konnte, wo ich mich befand. Es war ein kleiner recht­eckiger Raum, der mit Gerümpel vollgestellt war. Vorsichtig tastete ich mit den Händen die Wände ab. Nachdem ich zweimal mit meiner Hand mit angewidertem Gesichtsausdruck in ein Spinnennetz gegriffen hatte, fand ich endlich eine Schnur. Ich zog daran und in der Ecke des kleinen Raumes leuchtete eine Glühbirne auf. Ich befand mich in einer Abstellkammer. An den Wänden standen niedrige Regale, auf denen allerlei Konserven, Gläser und Flaschen standen. In der Ecke stapelten sich Tetrapakete mit O-Saft, Milch und stapelweise Küchenrolle und Taschentücher. „Verhungern, oder verdursten muss ich schon einmal nicht!“, stellte ich fest und lauschte mit ei­nem Ohr an der Tür. Aber von draußen drangen keine Geräusche zu mir hinein und mutlos ließ ich mich auf den Boden sinken. Ich dachte an meine Eltern, an meine Mutter. Wann würden sie mich vermissen. Ich vergrub den Kopf in meine Hände und ließ meinen Tränen endlich freien Lauf...

  • Platz für Chaos

    Es ist am frühen Nachmittag an einem unspektakulären Mittwoch, als ich die letzten Handgriffe für das Mittagessen erledige. Ich schütte die fertig gekochten Nudeln in ein Sieb, rühre ein letztes Mal die Tomatensauce um und verfeinere den Salat noch mit ein paar frischen Kräutern. Gut gelaunt und mit jeweils einem vollen, dampfenden Teller in der Hand verlasse ich die Küche und steuere den Esstisch an. Da fällt mein Blick auf das Platzdeckchen, welches den Platz meiner Tochter ziert. Ärgerlich stelle ich meinen Teller auf meiner Seite ab und bleibe für einen Moment unschlüssig mit dem anderen Teller vor dem Tisch stehen. „Kein Platz! Was für ein Chaos!“, denke ich frustriert und seufze laut. Es ist immer dasselbe! Der Platz meiner Tochter gleicht einer Müllhalde. Da tummeln sich zwischen benutzten Gläsern und Tassen, zerknüllte Servietten, ihr Taschengeld, welches sie von mir Anfang der Woche ausgezahlt bekommt, Kugelschreiber, Schulsachen, Kaugummis und andere Dinge. An den wenigen freien Zwischenräumen findet sich je nach Wochentag gleich mehrere der Vitamin B-Tabletten, die sie eigentlich täglich einnehmen soll. Natürlich nimmt sie die Kapseln in aller Regelmäßigkeit NICHT ein und sie vergisst auch die schmutzigen Tassen in den Geschirrspüler einzuräumen. Und überhaupt... meiner Tochter scheint zurzeit an einer unerklärlichen Art von, immer wiederkehrender Erinnerungslosigkeit einem, nennen wir es mal pubertären Gedächtnisschwund zu leiden. Ursächlich für diese präzise, mütterliche Diagnose sind einige Auffälligkeiten in ihrem derzeitigen Verhalten. Dazu zählen zum Beispiel, das hartnäckige Horten von Tupperwaren verschiedenster Größen in ihrem Zimmer. Dies fällt immer erst dann auf, wenn sich keine Behältnisse mehr finden, in der ich ihr Pausenbrot verstauen kann. Nach betont höflicher Anfrage erhalte ich am frühen Morgen gleich 20 Brotboxen auf einmal. Die Wiedersehensfreude hält sich dann beim Anblick der verschmutzten und verkrusteten, teils stinkenden bunten Dosen allerdings in Grenzen. Genauso verhält es sich mit schmutzigem Geschirr. Ein Blick durch die Zimmertür ins ewige Chaos lässt mich auf einen Schlag die Hälfte unseres Geschirres wiederentdecken. Auf die dringliche Bitte von mir, Selbiges zügig zurückzubringen, bekomme ich nach Ablauf von weiteren Tagen gnädigerweise zwei Tassen und ein Glas in die Küche gebracht. Auf die Frage, wo denn der Rest des Geschirres sei, folgt nur ein verständnisloser Blick. Gehe ich dann mit meiner Tochter an der Hand in ihr Zimmer und weise stumm auf die 150 anderen Tassen, Teller und Gläser, ist die normale Reaktion: „Ach das meinst du!“ Die Sache mit dem Müll... „Nimmst du bitte den Müll mit raus?“, frage ich meine Tochter vor der Schule. „Mach' ich!“, schallt eine fröhliche Stimme aus ihrem Zimmer. Als ich eine Stunde später die Wohnung verlasse, steht der Müll noch in der Küche. Seufzend trage ich ihn raus. Eine Woche später... „Nimmst DU bitte den Müll mit raus?“ „Na klar!“, antwortet mir meine Tochter während sie ins Bad geht. Ich stelle den Müllbeutel in den Gang vor die Haustür. Als ich eine Stunde später die Wohnung verlassen will, falle ich fast über den Müllsack, der noch im Gang steht. Eine weitere Woche später... Das gleiche Spiel... Wieder eine Woche später... Ich lauere mit dem Müllsack in der Hand in der Abstellkammer und spähe durch die leicht geöffnete Tür in den Gang. Ich warte... Als meine Tochter den Gang betritt und ihre Schuhe anzieht springe ich aus der Abstellkammer in den Gang, mit dem Müllsack in der Hand fuchtele ich wild vor ihrem Gesicht hin und her. „NIMMST DU BITTE DEN MÜLL MIT RAUS?“ „Was ist eigentlich falsch mit DIR?“, raunzt mich meinte Tochter an. Kopfschüttelnd nimmt sie mir den Müllsack aus der Hand und verlässt die Wohnung. Mit hocherhobenem Haupt schreite ich zurück in die Küche und feiere meinen Teilsieg mit einer weiteren Tasse Kaffee. Schon vor längerer Zeit habe ich angefangen das Zimmer meiner Tochter nicht mehr als, zu der Wohnung dazu gehörigen Raum zu betrachten. Es ist vielmehr ein isolierte Kammer irgendwo im Universum. Mit dieser Einstellung gelingt es mir die meiste Zeit großzügig über das immerwährende Chaos darin hinwegzusehen. Sonst würde es zwangsweise zu einer immensen Kollision zwischen meiner perfektionistischen Art und zugegebenermaßen, manchmal übertriebenen Ordnungssinn und den etwas weniger perfekten Vorstellungen meiner - ansonst so wunderbaren :) - Tochter kommen. Ich stelle den vollen Teller mitten auf das Sammelsurium an Dingen auf ihrem Platzdeckchen ab und setze mich an den Tisch. Kurz darauf kommt sie auf mein Rufen aus ihrem Zimmer, setzt sich an ihren Platz und fängt an zu essen. Erwartungsvoll schaue ich meine Tochter an. Keine Reaktion! Ich versuche es ein letztes Mal: „Ist dein Platzdeckchen so eine Art repräsentative Vorschau auf dein Zimmer?“ Ein verständnisloser Blick ist die Antwort.

  • Backe, backe ... Kekse!

    Meine Tochter schaut mich an. Die Augen vor Schreck weit aufgerissen, zeichnen sich die unterschiedlichsten Gefühlsregungen auf ihrem Gesicht ab. Eine Mischung aus ängstlichem Abwarten, Sorge und einem Anflug von Panik. Es ist ganz still – Die Küche ist erfüllt von einer spannungsgeladenen Atmosphäre. Ich begegne ihrem Blick, nehme ihre Anspannung war und realisiere wie verrückt diese Situation gerade ist. Anstatt auszurasten, spüre ich tief in meinem Bauch eine ganz andere Gefühlsregung. Erst ist es ein zartes Lächeln was sich langsam in mir ausbreitet. Es geht über in ein Glucksen und schnaubend atme ich aus. Dann kann ich es nicht mehr unterdrücken und ich lache los. So sehr, dass mir die Tränen in die Augen steigen. Meine Tochter ist erst kurz überrascht, bevor sie mit mir einstimmt. Wir lachen bis uns die Bäuche weh tun. „Das glaubt mir kein Mensch!“, presse ich zwischen zwei Lachern hervor. Aber was war passiert? Ich spule die Geschehnisse noch einmal eine Stunde zurück... „Wiegst du mir 200 Gramm Zucker ab“, frage ich in Richtung meiner Tochter, während ich mich abmühe vier Eier von Dotter und Eiweiß zu trennen. „Kommt sofort!“, antwortet sie mir gut gelaunt. Es ist Samstag, wir stehen zusammen in der Küche und versuchen uns an einen neuen Keks-Rezept, welches ich von einem meiner PatientINNEN bekommen habe. Es liest sich sehr gut und wurde mir von der Dame als, „Das sind die besten Kekse aller Zeiten“ angepriesen. Voller Begeisterung und Vorfreude wiegen wir die einzelnen Zutaten ab, rühren alles in einer großen Schüssel zusammen und vergessen auch nicht in regelmäßigen Abständen vom Teig zu naschen. Die Kekse bestehen aus einem Boden, einem Deckel, die mit einer dazwischenliegenden Schokoladencreme zusammenhalten. Um die Creme auf die Kekse zu bekommen überlege ich mir den Spritzbeutel zu benutzen, der immer noch original verpackt in einer der Schubladen herumliegt. Ich ziehe den Beutel aus der Verpackung und schraube die passende Tülle auf die dafür vorgesehene Spitze. Dann kann es losgehen... Mit einem Esslöffel fülle ich die leicht gekühlte Schokoladencreme in den Spritzbeutel ein und drücke die Masse, wie auf der Anleitung beschrieben nach unten Richtung Tülle. Voller Erwartung schaue ich auf den ausgewählten Keks, den ich mit der Creme befüllen will. Nichts passiert! Ich drücke fester, aber es passiert immer noch nichts! Ich hebe den Spritzbeutel an um zu überprüfen, ob die Tülle verstopft ist. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Ich starte den dritten, dann den vierten Versuch... Nachdem ich noch einmal ganz fest gedrückt habe, muss ich mir eingestehen, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich laufe zum Besteckkasten und hole eine Stricknadel daraus hervor. Damit stochere ich in der Tülle herum, danach versuche ich es ein weiteres Mal. Ein armseliger Klecks Schokoladencreme findet den Weg vom Beutel auf den Keks. Davon motiviert drücke ich nun mit voller Kraft, aber das gewünschte Ergebnis bleibt aus. „Mama!“, ruft meine Tochter plötzlich. Irgendetwas in ihrer Stimme lässt mich aufhorchen und ich schaue von den Keksen hoch. Ich folge ihrem Blick und erstarre. Von mir unbemerkt hat ein Großteil der Schokoladencreme den Spritzbeutel verlassen, allerdings nicht so, wie ich es gehofft hatte. Überall in der Küche verteilt befindet sich die Schokoladencreme. Auf der Theke, in der noch geöffneten Schublade, an der Küchenfront, an meiner Kleidung und auf den Fliesen. Braune Schuhabdrücke zieren nahezu den gesamten Küchenboden. Ich erstarre. Mein Blick fällt auf meine schokoladenverschmierten Hände bis zu meinen vollgetropften Schuhen. Einen Moment lang kann ich überhaupt nicht begreifen, was da gerade passiert ist. Von uns unbemerkt, weil unsere volle Konzentration bei den Keksen lag hat es, nachdem die Creme allmählich Zimmertemperatur angenommen hatte, die Füllung am anderen Ende des Beutels herausgedrückt Der Schuss ging im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten los. Das Chaos war unbeschreiblich. Und so kommen wir wieder zum Anfang der Geschichte zurück. Nachdem wir uns ausgelacht hatten und die Küche halbwegs sauber war, holte ich die restliche Füllung aus dem Beutel und meine Tochter verteilte sie mittels eines Kaffeelöffels auf den Keksen, der Spritzbeutel wanderte, so wie er war in hohem Bogen in den Mülleimer. Das Endresultat waren ein paar sehr unansehnliche, nahezu hässliche Kekse, die aber auf wundersame Weise sehr lecker waren. :) Dieses Erlebnis liegt schon gut eineinhalb Jahre zurück. Ich habe seitdem nie wieder einen Spritzbeutel benutzt.

  • Liesel geht einkaufen

    Heute schreibe ich über eine lustige Begebenheiten, die ich mit meiner kleinen Hündin Liesel erlebt habe. Ich kann mir vorstellen, dass jeder Hundebesitzer beim Lesen dieses Blogs wissend mit dem Kopf nicken und an mancher Stelle lächeln wird. Ich hoffe aber auch, dass dieses kleine Erlebnis auch die Nicht-Hundebesitzer erfreuen wird. In regelmäßigen Abständen besuche ich ein Geschäft, in dem es alles zu kaufen gibt was Hund und Frauchen, bzw. Herrchen erfreut. In vielen Regalen türmen sich Dosen, bunt bedruckte Tüten mit Nass-, bzw. Trockenfutter und Nahrungsergänzungsmittel für den gesundheitsbewussten Hund. Verschiedene Spielzeuge, wie kleine weiche Stofftiere für den zierlichen Chihuahua bis hin zu Bällen in Melonengröße für die Dogge von Welt baumeln an den verschiedensten Wandhaken nebeneinander. Auf Bügeln hängen zahlreiche Bekleidungsstücke in unterschiedlichen Größen und Farben damit der 4-beinige Liebling für alle Wetterverhältnisse passend gekleidet ist. Leckerlies für Hunde aller Art häufen sich in einer Vielzahl an Körben in den Ecken. Ich betrete den kleinen Laden und begrüße die Ladenbesitzerin mit einem herzlichen „Hallo“. Im Schlepptau, mein kleiner Chihuahua-Mix Liesel. Mit ihren fünfeinhalb Kilo dem - weil mittlerweile nicht mehr ganz jung - fast weißen Fell und ihren braunen Knopfaugen erwärmt sie mit ihrer Erscheinung fast jedes Herz. Verzückte Laute und Ausrufe wie, „Ach Gott ist die süß!“ und ähnlichem sind wir schon seit langem gewohnt. Sie besitzt ein sanftes Wesen, verhält sich eher unterwürfig und leckt alles und jeden von oben bis unten ab. Auch sie kam vor langer Zeit über eine Tierschutzorganisation nach Deutschland. Umso verwunderlicher war es für uns alle, als wir ziemlich bald feststellen mussten, wie verfressen dieses kleine, unschuldig anmutende Tier doch ist. Wenn es darum geht irgendwie an Futter zu gelangen, entwickelt unsere Liesel einen ausgesprochenen Einfallsreichtum. Ganz anders als es ihr zartes Erscheinungsbild vermuten lässt, entwickelt sie immer wieder große List und Tücke, wenn es um das Erschleichen von Nahrungsmitteln geht, die ihr eigentlich nicht zustehen.   Mit Schrecken muss ich da an ein Erlebnis aus längst vergangenen Tagen denken. Es war in der Adventszeit, als ein Schrei die morgendliche Stille zerriss, den man wahrscheinlich in der ganzen Straße hören konnte. Kurz darauf ein Aufheulen und dann: „MAMA! DER BLÖDE HUND HAT MEINEN ADVENTSKALENDER GEFRESSEN!“ Als ich danach in die Küche eilte bot sich mir ein Bild des Schreckens. Auf dem Boden, der Adventskalender meiner Tochter, zerfetzt in tausend Einzelteilen. Eine heulende, völlig aufgelöste 7-Jährige und ein Hund, der absolut unschuldig dreinblickend in seinem Körbchen saß. Aber das Leben ging weiter... … die Spuren der nächtlichen Fressattacke wurden beseitigt, ein neuer Adventskalender wurde gekauft und die Erleichterung war groß, als feststand, dass es der verfressene kleine Hund ebenfalls überlebt hatte. Oder die Sache mit dem gelben Sack... aber das erzähle ich Euch ein anderes Mal... :) Ich betrete also mit Liesel zusammen das Geschäft für Hundebedarf und laufe suchend durch die Gänge. Liesel läuft unangeleint hinter mir her. An der Kasse angekommen stelle ich alle gekaufte Artikel auf der Ladentheke ab. Die Besitzerin tippt die einzelnen Beträge in die Kasse und ich ziehe bereits meinen Geldbeutel aus der Jackentasche. Sie nennt mir den Endpreis und ich will gerade einen Schein aus meinem Portemonnaie ziehen, als sie mich mit einer Handbewegung daran hindert. Sie schaut hinter mich auf den Boden und grinst: „Dazu kommen noch die Sachen, die ihr Hund eingekauft hat!“ Überrascht drehe ich mich um. Vor mir auf dem Boden liegen eine kleine Ansammlung an Kauknochen, Schweineohren und andere Leckerlis. Da hinter Liesel, auf den Hinterbeinen stehend mit der Nase bis zum Anschlag in einem weiteren Korb mit Trockenfutter herumwühlend, weitere Einkäufe tätigen. Mit zwei Schritten bin ich bei ihr und fische sie mit einer Handbewegung aus dem Korb. Mit hochrotem Kopf und dem Hund auf dem Arm wende ich mich wieder zur Besitzerin um. Doch die grinst nur und tippt eifrig weitere Beträge in die Kasse. „Ihr Hund hat einen exquisiten Geschmack!“, stellt sie dabei fest. „Wieso?“, frage ich verblüfft. „Das sind die teuersten Leckerlis im ganzen Laden!“

  • Eine blutige Angelegenheit

    … in gekrümmter Haltung sitze ich am Tisch - jeder einzelne Muskel in meinem Körper ist angespannt. Ich blinzele ein paar Mal, um zu verhindern, dass mir die Schweißperlen in die Augen laufen, die sich mittlerweile auf meiner Stirn gebildet haben. Mein Blick ist geschärft, die Atmung geht flach. Mit voller Konzentration richte ich meine Aufmerksamkeit auf den kleinen länglichen Gegenstand in meiner verkrampften Hand, den ich mir gegen meinen Zeigefinger presse. Die Zeit vergeht... aus Minuten werden Stunden. Mittlerweile plagen mich Hunger und Durst, aber ich verharre in meiner starren Haltung - unmöglich mich zu bewegen... Rückblick Das Telefon klingelt einmal, zweimal, beim dritten Mal hebt jemand ab: „Die Hausarztpraxis. Was kann ich für Sie tun?“. plärrt eine gestresst klingende, weibliche Stimme in den Hörer. „Einen wunderschönen Guten Morgen!“, betont freundlich versuche ich mein telefonisches Gegenüber milde zu stimmen. Nachdem ich keine Reaktion auf ein freundliches Entgegenkommen feststellen kann, beeile ich mich weiterzusprechen. „Ich wollte eigentlich NUR GANZ SCHNELL meine Blutwerte erfahren!“, teile ich der Dame am anderen Ende der Leitung mit und fühle mich auf unerklärliche Art und Weise irgendwie schuldig. „NAME?“, fragt die Dame schroff, während ich höre wie sie auf der Tastatur ihres PCs herumhackt. Es klingt, als würde sie dabei jede einzelne Taste mit ihren Fingern herausschlagen und ich beeile mich ihr meinen Namen zu nennen. „Sie haben einen stark erhöhten IgE-Wert!“, stellt sie knapp fest. „Und was heißt das?“, frage ich mutig, ziehe dabei aber unmerklich die Schultern etwas nach oben. „Wahrscheinlich eine Lebensmittelunverträglichkeit!“, erklärt mir die Dame in einem Ton, als müsste ich das eigentlich selbst wissen. Ein bisschen wie... „Was? Du weißt nicht was ein IgE- Wert ist? Das gehört aber schon zur Allgemeinbildung. Das solltest du eigentlich wissen! 6, setzen!“ Jetzt fühle ich mich irgendwie unwissend und beschämt beende ich das Gespräch schnell. Nachdem ich mein Krönchen wieder gerichtet und die Arzthelferin als blöde Kuh identifiziert habe, google ich ein bisschen im Internet und werde bald auf einen Screening-Test aufmerksam, ein Lebensmittelallergie-Test mit dem ich gleich über 44 Lebensmittelunverträglichkeiten auf einmal testen kann. „Prima!“, denke ich und bestelle sofort. Zwei Tage später kommt ein Päckchen mit der Post und erwartungsvoll reiße ich die kleine Kartonage an einer Seite auf und ziehe den Test daraus hervor. Dieser besteht aus einer Testkassette, einem kleinen Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit, einem Glasröhrchen, einem Alkoholtupfer und einer kleinen Lanzette, einer sogenannten Einstichhilfe. Mit gerunzelter Stirn betrachte ich das kleine, längliche Ding von allen Seiten. Auf der Oberseite befindet sich ein kleiner Knopf. In der Anleitung lese ich, dass die Einstichhilfe fest auf den Zeigefinger zu pressen ist, bevor man den Mechanismus auslöst. Schon bei dem Gedanken, dass ich mir eine messerscharfe Lanzette in meinen Finger rammen soll, erschaudere ich. Meine Tochter, die zufällig vorbeikommt bleibt hinter mir stehen und schaut mir neugierig über die Schulter. In drei Sekunden hat sie die Lage erfasst und grinst breit. „Hat da jemand Angst vor der spitzen Nadel?“ Empört schaue ich zu ihr hoch: „Das sagt ja genau die richtige! Wer hat den hier eine Spritzenphobie?“ Unbeeindruckt davon lässt sich meine Tochter neben mir auf den Stuhl fallen. „Komm' schon Mama! Ich gebe dir seelischen Beistand!“, spottet sie. „Hau ab!“, entgegne ich, während ich alles für den Test bereitstelle. „Mit dem Glasröhrchen soll dann der Tropfen Blut aufgefangen und in das Fläschchen mit der klaren Flüssigkeit geworfen werden!“, lese ich aus der Anleitung laut vor. „Na dann leg mal los!“, spornt mich meine Tochter an und ein süffisantes Grinsen breitet sich auf ihrem Gesicht aus. „Hast du nichts anderes zu tun?“, frage ich sie und werfe mit der kleinen Kartonage nach ihr. „Nö!“, antwortet diese und macht es sich auf ihrem Stuhl bequem. Ich säubere meinen Finger mit dem Alkoholtupfer, presse mir die Einstichhilfe an den Zeigefinger, kneife die Augen zusammen und.... Nichts! Ich kann es nicht! Meine Tochter lacht: „Soll ich mal?“ „Wie?“, frage ich erstaunt. „Du hast selbst Angst vor Spritzen, aber mir würdest du eiskalt eine Lanzette in den Finger rammen?“ „Ja!“, antwortet sie mir schlicht. „Das ist ja ungeheuerlich!“, stelle ich fest, drücke ihr aber gleichzeitig die Lanzette in die Hand und strecke ihr meinen Finger entgegen. Sie nimmt meine Hand, hält sie fest, drückt die Einstichhilfe an meine Haut. Ich drehe meinen Kopf zur Seite, um das bevorstehende blutige Massaker nicht sehen zu müssen und... „Stopp!“, schreie ich und ziehe meine Hand schnell wieder zurück. „Ich kann das nicht!“ Kopfschüttelnd gibt mir meine Tochter die Lanzette zurück. „Mama! Du bist wirklich verrückt!“ „Das mag sein!“, gebe ich kleinlaut zu und streiche mitfühlend und fürsorglich über meinen Zeigefinger. „Vor was hast du denn eigentlich so viel Angst?“, fragt sie mich. Ich muss kurz überlegen: „Was ist, wenn die Einstichhilfe eine Fehlkonstuktion ist und sich die Lanzette nach Aktivieren des Knopfes vollständig durch meinen Zeigefinger bohrt?“ Meine Tochter schaut mir lange in die Augen. Sie sagt keinen Ton! „Ist ja schon gut! Ich gebe zu, dass es eher unwahrscheinlich ist!“ Wieder halte ich mir die Lanzette an den Finger. „Jetzt mache ich es!“, sage ich im Brustton der Überzeugung. Zwei Stunden später... „Dranhalten, drücken!“, redet meine Tochter unablässig auf mich ein. Es klingt mittlerweile in meinen Ohren wie ein spirituelles Mantra, oder ein heiliges Gebet in Dauerschleife. Wir sitzen nebeneinander, haben die Köpfe aneinander gelehnt, halb in meditativer Stimmung versunken, wartend auf Erlösung... Durch Hunger und Durst geschwächt, werfe ich mit meiner, vom dauerhaften Festhalten der Lanzette, verkrampften Hand in einer fahrigen Bewegung das Fläschchen um und ein paar Tropfen der klaren Flüssigkeit landen auf dem Tisch. Mit einem Ruck richte ich mich kerzengerade auf. „Es reicht!“ Ich schnappe mir die Einstichhilfe, presse sie mir mit einer schwungvollen Bewegung an den Zeigefinger und ramme mir die Lanzette in die Haut. Ein Tropfen Blut quillt daraus hervor. Geschickt fange ich diesen mit dem Glasröhrchen ein und werfe alles in den bereitstehenden kleinen Behälter. Geschafft! „Und?“, fragt meine Tochter, aus ihrer meditativen Trance herausgerissen. „Hat überhaupt nicht wehgetan!“, stelle ich grinsend fest. Ist es Euch auch schon einmal so ergangen? Schreibt mir doch über das Kontaktformular, WhatsApp, oder die Kommentare. Ich freue mich auf Eure Geschichten :)

  • Urlaub 🤗

    Liebe Leserin, lieber Leser Ich mache gerade Urlaub auf meiner geliebten Insel... lasse mir den Wind um die Nase wehen, atme die salzige Luft, höre den Schreien der Möwen zu und genieße die ersten warmen Sonnenstrahlen im März, die mittlerweile auch Amrum gefunden haben. Sandige Dünen so weit das Auge reicht, dahinter die See. Pastellfarben in Grau, Blau, Beige und Braun, die ineinander übergehen... eine unbeschreibliche Weite, einfach nur schön. Hier fühle ich mich frei... hier will ich SEIN ❤️ Und wenn die Hände und der ganze Körper nach einem langen Spaziergang so richtig durchgefroren sind, dann tut die "Tote Tante" wahre Wunder... ☺️ Nächsten Donnerstag gibt es wieder einen neuen Blog. Es wird blutig, so viel kann ich an dieser Stelle schon einmal verraten. Ich freue mich darauf 🤗 Bis dahin eine gute Zeit...

  • Von widerspenstigen Salatblättern

    Liebe Leserin, lieber Leser Ich oute mich heute und hier, als eine schusselige Person. Vielleicht ist das aber auch nur der natürliche Ausgleich zu meiner, sonst so geordneten und strukturierten Persönlichkeit oder anders ausgedrückt, dem Hang zur Perfektion. Immer wieder passieren mir unvorhergesehene, nicht geplante Dinge - Ich verschütte etwas, lasse Gläser fallen oder bringe mich ansonsten in irgendwelche peinlichen Situationen. Heute möchte ich Euch von solch einer Tragödie beim Essengehen erzählen. Heute Abend habe ich ein Date! Zufrieden mit der Person, die mir aus dem Spiegel entgegenblickt, verlasse ich kurz darauf unsere kleine Wohnung. Die zwei Kilometer bis zum Restaurant laufe ich zu Fuß. Aufmerksam schaue ich mich nach Betreten des gemütlichen Lokals um und entdecke zwischen all den Gästen und Kellnern mein Date an einem Zweier-Tisch sitzen. Lächelnd und unauffällig winkend, steuere ich darauf zu. Ein paar Küsschen links, Küsschen rechts und einem netten Kompliment später bestellen wir bei der freundlichen Bedienung unser Essen. Ich entscheide mich für eine Pizza und damit auch meiner Gesundheit Genüge getan wird, einem frischen Salat dazu. Die Vorspeise kommt und ich widme mich mit großem Appetit dem, mit viel frischen Kräutern zubereiteten, in einer Glasschüssel befindlichen, Grünzeug zu. „Das Salatdressing ist ganz wunderbar!“, betone ich mehrmals beim Essen. Kurz darauf verschwindet meine Begleitung auf der Toilette. Nun gilt meine Aufmerksamkeit einem, etwas zu groß geratenem Salatblatt, welches dem Koch bei der Zerkleinerung in mundgerechte Portionen wohl entgangen sein muss. Mit dem Besteck falte ich es gleich dreimal zusammen, spieße es auf und schiebe mir die Gabel in den Mund. Vielmehr, ich versuche mir die Gabel in den Mund zu schieben. Denn just in dem Moment, als das Salatblatt meinen schon geöffneten Mund berührt, faltet es sich urplötzlich wieder auf, wie ein Fallschirm nach einem Sprung aus einem Flugzeug. Nur das dieses Salatblatt mich nicht retten wird. Ganz im Gegenteil – Es bringt mich in eine außerordentlich ungünstige Situation. Aber kommen wir zurück zum Salatblatt! Es faltet sich zu seiner vollständigen und natürlichen Ursprungsgröße auf und ich steche mit meiner Gabel durch das dünne Blatt hindurch. Nun hängt das grüne Ungetüm mittig auf dem Gabelstiel, während sich der Rest der Gabel in meinem Mund befindet. Erschrocken halte ich für den Bruchteil einer Sekunde inne und realisiere, was da gerade passiert ist. Ein leichtes Panikgefühl steigt in mir auf und mein Bewusstsein wird nur von einem Gedanken beherrscht: „Wie komme ich aus diesem, für mich doch sehr unglücklichen Umstand wieder heraus bevor meine Begleitung zurückkommt?“ Die nachfolgenden Geschehnisse ereignen sich innerhalb der nächsten Sekunden... Von Panik ergriffen schaue ich in Richtung Toilette, aber das große hellgrüne Salatblatt versperrt mir fast die komplette Sicht. Mit weit aufgerissenen Augen spähe ich über den Rand des Salatblattes und mein Blick fängt den eines Mannes am Nachbartisch ein. Dieser sitzt unserem Platz genau gegenüber, während seine Begleitung mir den Rücken zugekehrt hat. Er hält sein Besteck regungslos in der Hand während er mich wie gebannt anstarrt. Ganz wie bei einem Horrorfilm besagt sein Blick: „Es ist fürchterlich und schrecklich, aber ich kann nicht wegschauen!“ Hektisch schweift mein Blick durch das Restaurant, aber ansonsten nimmt niemand Notiz von mir und meinem großen Unglück. Der Mann starrt immer noch zu mir hinüber, den Mund vor Erstaunen weit geöffnet. Mir bricht der kalte Schweiß aus und panisch versuche ich die Gabel wieder aus dem Salatblatt herauszuziehen. Aber das gelingt mir genauso wenig, wie mir das Salatblatt von meinem Gesicht zu lösen. Immer noch versuche ich mir den Anschein zu geben, dass alles nur ein kleines Missgeschick ist - Nicht der Rede wert! Das Salatblatt mit der freien Hand wegziehen kommt für mich nicht in Frage. Dadurch würde ich mir und dem Mann gegenüber ja praktisch eingestehen, dass ich die Lage nicht mehr im Griff habe. Totaler Kontrollverlust! Oder anders ausgedrückt, völlig unfähig mit Messer und Gabel umzugehen und nicht fähig einen Salat zu essen. Noch einmal schaue ich zu dem Mann am Tisch gegenüber. Ganz gefangen von der peinlichen Situation vor sich hat er mittlerweile das Essen und die Unterhaltung mit seiner Frau komplett eingestellt. Seine GegenüberIN wird langsam unruhig, dass kann ich von meinem Platz aus gut beobachten. Nicht mehr lange und sie wird sich ebenfalls zu mir umdrehen. Dann habe ich schon zwei Zeugen meiner unwürdigen Misere! Mein Herz klopft wie wild in meiner Brust und Verzweiflung macht sich in mir breit. In diesem Moment höre ich ein schepperndes Geräusch von der gegenüberliegenden Seite des Raumes. Unsere Bedienung von vorhin hat ein Tablett mit Gläsern fallen lassen. ALLE, wirklich alle im Raum drehen die Köpfe in Richtung des Lärms. Das ist meine Chance! Mit einer schnellen Bewegung ziehe ich mir mit der freien Hand das Salatblatt vom Gesicht und werfe es dorthin zurück, wo es hergekommen ist. Erleichtert wische ich mir mit einer Serviette Essig und Öl von der Haut. Keine Sekunde zu früh, denn schon kommt mein Date von der Toilette zurück. „Was ist denn hier los?“ „Eine Bedienung hat ein paar Gläser fallen lassen!“, erkläre ich und schiebe unauffällig meine Salatschüssel zur Seite. Mein Nachbar hat sich zwischenzeitlich wieder umgedreht und unsere Blicke begegnen sich erneut. Ich sehe fast so etwas wie Enttäuschung in seinen Augen aufblitzen, als er feststellt, dass ich mich zwischenzeitlich aus meiner misslichen Lage befreien konnte. Er greift zum Besteck und sein Messer landet klirrend auf dem Fliesenboden unter dem Tisch. Nun kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Als wir bezahlen, gebe ich unserer Bedienung ein Extra-Trinkgeld. :) Ist Euch auch schon mal so etwas passiert? Schreibt mir gerne in den Kommentaren...

  • Eine Reiswaffel gegen den Hungertod

    Schon seit vielen Jahren bin ich unsterblich verliebt. Eine kleine Insel mitten in der Nordsee hat es mir dabei angetan. Mindestens einmal pro Jahr muss ich dort Urlaub machen, sonst wird die Sehnsucht einfach zu groß. Im März diesen Jahres fahre ich wieder für eine Woche nach Amrum. Die Vorfreude auf die Insel ist groß, wenn da nur nicht die lange Fahrt wäre. ELF bis ZWÖLF Stunden muss man da mit Auto und Fähre schon mal einrechnen, bei Stau und verstopfter Autobahn natürlich länger. Auch die Deutsche Bahn ist keine wirkliche Alternative. Die Fahrtzeit ist ähnlich lang und Zugausfälle, Verspätungen, verpasste Anschlusszüge tun ihr Übriges. Mit Schrecken erinnere ich mich an die grauenvolle Rückfahrt mit dem Auto letzten Sommer, die wir fast nicht überlebt hätten. „Fertig mit Packen?“, frage ich meine Tochter. Sie nickt. „Hast du auch nichts vergessen?“, frage ich weiter. Genervtes Augenrollen ist die Antwort. Gleichzeitig checke auch ich noch einmal meine Sachen. Alles da... Koffer, Jacke und der Rucksack, voll gefüllt mit Proviant für die Heimfahrt. Ein fatale Fehleinschätzung... aber dazu später. Ein letztes Mal lasse ich den Blick durch die Ferienwohnung schweifen, dann ziehe ich die Haustür gewissenhaft ins Schloss. Schlüssel, wie besprochen in den Briefkasten und los geht es mit dem Bus in Richtung Fähranleger. Ich weiß nicht, wie es passieren konnte, aber kaum haben wir die Fähre betreten, überkommt uns ein Bärenhunger. Während der zweistündigen Fahrt verschwindet der größte Teil des Proviants in unseren Mägen und es ist gerade mal 7 Uhr vorbei. Danach sind wir erst einmal gesättigt und verlassen den Inselparkplatz in guter Laune. Unser Ziel ist es, ohne große Verzögerungen, Pausen und Zwischenfälle nach Hause zu kommen. Unser Vorsatz hält bis zum Elbtunnel an, dann stehen wir das erste Mal im Stau. Diese kleine Verzögerung nehme ich noch gelassen hin und eine halbe Stunde später ist der Spuk dann auch schon wieder vorbei. Kaum sind wir ein paar Kilometer gefahren, als sich schon der nächste kleine Stau ankündigt. Die A7 ist wieder einmal verstopft, wie das Siphon eines alten Spülbeckens „Das gibt es doch gar nicht!“, schimpfe ich, als ich eine Viertelstunde später schon wieder abbremsen muss. Im Schneckentempo geht es weiter. Gegen Mittag setzt bei uns beiden ein leichtes Hungergefühl ein und meine Tochter kramt in leichter Verzweiflung im Rucksack herum. „Ist das alles?“, fragt sie mich kurze Zeit später und hält mir missmutig eine angebrochene Packung Kräcker unter die Nase. „Scheint so!“, antworte ich ebenfalls leicht genervt, denn ich muss schon wieder abbremsen. „Die schmecken ja widerlich!“, höre ich meiner Tochter, begleitet von einem Würgegeräusch, sagen. „Du musst sie ja nicht essen! Niemand zwingt dich dazu!“, entgegne ich ihr lauter als beabsichtigt. Vielleicht der klägliche Versuch mein eigenes Magenknurren zu übertönen. „Hast du gar NIX zu trinken hier im Auto?“, fragt sie mit nörgelndem Unterton in ihrer Stimme. „Was ist denn mit der Wasserflasche, die ich vorhin auf der Fähre gekauft habe?“, antworte ich ihr um Fassung bemüht. „Die ist schon seit Stunden leer!“, stellt meine Tochter genervt fest. „Okay! Wir fahren an der nächsten Raststätte raus!“, gebe ich nach. „Wann kommt denn die nächste Raststätte?“ „Nur noch 5xStau... dann sind wir da!“, zicke ich zurück. Danach ist erst einmal Funkstille. Letztendlich ist es nur ein Stau, dafür kostet er uns ganze 40 Minuten Lebenszeit. Eine unangenehm drückend, volle Blase, ein nicht mehr zu ignorierendes Hungergefühl und eine Laune, die sich schon zwei Etagen unter den Kellerräumen befindet gibt es gratis dazu. Auf dem Parkplatz angekommen, stürmen wir gleichzeitig aus dem Auto in Richtung Toilette. Meine Tochter versucht sich an einem Lächeln. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sie nur deswegen freundlich ist, weil sie einen Euro von mir braucht. Nach dem Toilettengang, die erste Erleichterung ist deutlich spürbar, betreten wir die Raststätte. Meine, gerade wieder reanimierte, Gute Laune beginnt abermals zu schwächeln, als mein Blick durch den Kiosk und den angrenzenden „Restaurantbereich“ schweift. Ein paar mitleiderregende Würstchen schwimmen neben einem, mit knatschig aussehenden Brötchen bestückten, Plastikkörbchen. Giftgrüne Äpfel, in denen sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein einziges Vitamin mehr befindet, baumeln an einem darüber befestigten Drahtkorb trostlos von der Decke. Fast muss ich loslachen, als ich das traurige Arrangement vor mir begutachte. Eine Art Stillleben des Grauens, denke ich bei mir. Die angebotenen und völlig überteuerten Hotdogs, Hamburger und belegte Brötchen mit undefinierbarem Belag machen es nicht besser. „Hier essen wir nichts!“, bestimme ich und verlasse mit hocherhobenem Haupt das Gebäude. „Lieber verhungere ich!“ Meine Tochter schleicht mit gesenktem Kopf hinter mir her. Aber auch die nächsten zwei angesteuerten Raststätten bringen keine wirkliche Verbesserung der Lage mit sich. Mittlerweile quälen uns Hunger, Durst und Rückenschmerzen vom langen Sitzen in gleichmäßiger Intensität. Die anfänglichen Beschwingtheit des Vormittags ist zwischenzeitlich zu einem Häufchen Hoffnungslosigkeit zusammengeschrumpft. Zwei Staus später, kurz vor Fulda müssen wir uns eingestehen, dass es so nicht mehr weitergeht. Wir nehmen die nächste Ausfahrt und fahren auf der Suche nach einem Restaurant, Döner-Laden, oder Ähnliches ein Stück in die Stadt hinein. Es ist mittlerweile 17 Uhr vorbei. Auf eine Stunde früher oder später kommt es jetzt auch nicht mehr an. Wir verfahren uns... streiten miteinander... verfahren uns noch einmal... können uns nicht mehr leiden. Plötzlich sehe ich auf der linken Seite ein hellerleuchtetes Gebäude in Form einer Biskuitrolle. „ Tegut “, lese ich auf dem großen Schild, welches in gut lesbarer Schrift auf dem Dach angebracht ist. Innerlich jubelnd beschreibe ich eine 90 Grad Kurve nach links, um kurze Zeit später auf dem großen Parkplatz vor dem Supermarkt zum Stehen zu kommen. „Ein Tegut!, stelle ich überglücklich fest und umarme meine Tochter überschwänglich. Freudetaumelnd betreten wir in gespannter Erwartung den Laden. Ein 24-Stunden offener Selbstbedienungsladen, genannt TEO. Was haben wir für ein Glück, denn es ist Sonntag. Wir stürmen durch die Gänge, jeder nimmt was er tragen kann. An der Kasse treffen wir uns wieder. Ich ziehe eine Packung vegetarisches Sushi, Bulgursalat, Bio-Nudelsalat, Joghurt, Bananen und einen Vanillepudding über den Scanner der Kasse. Nachdem Bezahlen, fast schon am Ausgang fällt mir der begangene Fehler auf. „Wir haben kein Besteck!“, rufe ich und bleibe wie angewurzelt stehen. Widerwillig bleibt auch meine Tochter stehen. Es ist ihr anzusehen, dass sie sich mit solchen Nebensächlichkeiten, wie fehlendem Besteck nicht herumärgern will. „Dann nehmen wir den Salat und den Joghurt mit nach Hause. Ich esse das Sushi und du die Bananen!“, bestimmt sie. Damit bin ich aber überhaupt nicht einverstanden. Ich hatte mich so auf den Pudding und den Salat gefreut, dass ich einfach stehenbleibe. Die Lebensmittel fest an meinen Körper gedrückt, stehe ich mit trotziger Miene mitten im Laden und fange fast an zu heulen. Ich kann nicht mehr! Der Kampf ist verloren! Meine Tochter schaut mich einen Moment an dann seufzt sie. „Also gut! Vielleicht gibt es hier ja auch Besteck zu kaufen!“ Wir durchkämmen den Laden zweimal sehr gründlich, finden aber NICHTS! In meiner abgrundtiefen Verzweiflung fällt mein Blick auf eine Packung Reiswaffeln und ich habe eine grandiose Idee. Nachdem wir wieder im Auto Platz genommen haben, bauen wir unsere mitgebrachten, essbaren Kostbarkeiten vor uns auf. Auf jeder freien Stelle im Auto steht ein anderes Schüsselchen. Danach reiße ich die Verpackung der Reiswaffeln auf. Nehme mir eine heraus und beiße sie zu einem Löffel zurecht. Meine Tochter schaut mir mit erstauntem Gesichtsausdruck und offenem Mund dabei zu. Als mein Löffel fertig ist frage ich sie: „Was ist jetzt mit dir? Soll ich dir auch einen Löffel zurecht beißen oder schaffst du das auch ohne mich?“ Danach spricht keiner mehr ein Wort. Wir sitzen nebeneinander im Auto und vertilgen unser Essen in Rekordgeschwindigkeit. Den Reiswaffel-Löffel noch fest in der Hand, lehne ich mich einige Zeit später zufrieden in meinen Sitz zurück. „Weißt du Mama! Das mit dem Essen ist schon wichtig! Da geht es einem gleich viel besser... auch so mental!“, meint meine Tochter. Ich schaue sie an und dann muss ich loslachen. Erst ist es nur ein Grinsen, dann ein Kichern und dann lachen wir zusammen so laut, dass es wahrscheinlich über den ganzen Parkplatz schallt. Falls es noch irgendjemanden interessiert, es ist fast 21 Uhr, als wir endlich zu Hause ankommen.

  • Nur die inneren Werte zählen

    „Ich habe dauernd Bauchschmerzen!“, jammert meine Tochter beim Frühstück am frühen Morgen und drückt sich mit ihrer Hand und schmerzverzerrtem Gesicht in den Bauch unterhalb des linken Rippenbogens. „Und übel ist mir auch öfters!“, fügt sie mitleiderregend hinzu. Am gleichen Tag noch mache ich für sie einen Termin bei unserem Hausarzt aus. Am nächsten Tag habe ich die gleichen Symptome. Mir fällt ein, dass ich die letzte Zeit ebenfalls ein wiederkehrendes Druckgefühl in der Magengegend gespürt habe– direkt unter den Rippen. Verwirrt fange ich an im Internet zu googeln. „Schmerzen und Druckgefühl im linken Oberbauch“, gebe ich in die Tastatur ein. „Tod, Elend und Verdammnis sind die Antworten, die mir Google ausspuckt. Schnell schalte ich das Laptop wieder aus und wähle stattdessen die Nummer unseres Arztes. „Natürlich können sie auch miteinander zum Termin kommen!“, nuschelt die freundliche Dame an der Anmeldung ins Telefon. „Das bleibt ja sozusagen in der Familie!“, versucht sie es mit einem Scherz. Pünktlich um 15 Uhr stehen meine Tochter und ich am kommenden Montag vor der Arztpraxis. Ihre Bauchschmerzen haben sich auf wundersame Weise verflüchtigt, als sie von mir hört, dass eine eventuelle Blutabnahme unumgänglich sein könnte. Mein Töchterchen hat eine ausgeprägte Spritzenphobie! Ein einziges Mal, im zarten Alter von zweieinhalb Jahren wurde ihr in der Kinderarztpraxis Blut abgenommen. Ich erinnere mich noch lebhaft an diesen Tag. Schreiend und wild mit den Armen fuchtelnd rannte sie um den antik aussehenden Schreibtisch im Sprechzimmer des Kinderarztes. Das Fang- und Versteckspiel fand erst sein Ende, als ich sie mit meinem ganzen Körpergewicht auf der Liege fixierte, während der Arzt die Blutabnahme am - zwischenzeitlich völlig aufgelösten Kind - vornahm. Das Endresultat waren die Bestimmung der erforderlichen Blutwerte und die Geburt einer panischen Angst vor Spritzen. Im Behandlungszimmer sitzen wir gemeinsam vor dem Schreibtisch des Arztes und sein Blick gleitet zwischen meiner Tochter und mir hin und her. Bisher kannte er nur mich. „Meine Tochter! Ich weiß, wir sehen uns nicht besonders ähnlich – sie kommt eher nach ihrem Vater!“, stelle ich sie lächelnd vor. Im Wechsel erzählen wir von unseren Symptomen, von den Schmerzen, dem Druckgefühl und der gelegentlichen Übelkeit und werden nacheinander zum Bauchultraschall in das angrenzende Nachbarzimmer mitgenommen. Als wir wieder vor dem Schreibtisch Platz genommen haben erklärt uns der Arzt: „Viel Luft im Bauch und die Milz wirkt etwas dicklich und plump!“ „Die Milz von wem?“, frage ich ihn mit gerunzelter Stirn . „Von beiden!“, antwortet der Doktor, während er hochkonzentriert etwas in seinen Computer tippt. Ich lache los. „Soll das bedeuten, dass wir uns rein äußerlich nicht besonders ähnlich sehen, aber unsere Milz schon?“ Jetzt ist es der Arzt, der lacht. „So könnte man das ausdrücken!“ Kurze Pause und dann: „Alles weitere klärt sich über die Blutwerte!“ Meine Tochter zuckt unwillkürlich zurück und wird blass. Das bleibt auch dem Arzt nicht verborgen und er blickt auf. Neugierig mustert er sie über seine Brille hinweg. „Angst?“ Wir klären ihn auf und er lächelt milde. „Dann versuchen wir es bei dir erst einmal mit LEFAX und nehmen heute nur deine Mutter zur Blutabnahme mit. „Sehe ich da ein schadenfreudiges Grinsen?“. Mit hochgezogenen Augenbrauen werfe ich meiner Tochter einen empörten Seitenblick zu. „Das täuscht!“, entgegnet sie mit gespielter Unschuld Nach der Blutabnahme laufen wir zusammen nach Hause. Meine Tochter lächelt zufrieden vor sich hin. „Was grinst du denn die ganze Zeit so blöd?“, frage ich sie misstrauisch. „Ganz einfach! Ich dachte ich hätte zugenommen... und jetzt weiß ich, dass mein Bauch nur deshalb so dick ist, weil da zu viel Luft drin ist!“ Wir kichern los. Wahrscheinlich hat ein Freund von mir doch recht. „Was raus muss, muss raus!“, pflegt er des Öfteren zu sagen. Vielleicht sollte man doch manchmal einfach ungeniert pupsen! Dann muss man sich wenigstens nicht mit einem unangenehmen Druckgefühl im Bauch aufgrund von Blähungen herumschlagen. Darüber werde ich einmal nachdenken. :) Mittlerweile haben wir die Apotheke erreicht: „Wir teilen wirklich alles miteinander!“, stelle ich fest. „Wohnung, Essen, die tiefsten Geheimnisse und jetzt auch noch unsere Blähungen!“ Wir bleiben stehen. „Und weißt du, was das Beste ist?“, fragt meine Tochter weiter. „Da wir jetzt wissen, dass wir die gleichen Symptome, Organe und Beschwerden haben, reicht es ja für zukünftige Befunde völlig aus, wenn man nur bei dir Blut abnimmt!“ Darüber müssen wir uns bei Gelegenheit noch einmal unterhalten!

  • Die Lotterich

    Rückblick Voller Neugierde betreten wir das, mit einer hohen Mauer umfasste Grundstück. Kaum habe ich das knarrende Hoftor geschlossen, als uns schon von der anderen Seite, aus einer gerade geöffneten Tür, ein rotbraunes Reh entgegenrennt. Mit enormer Geschwindigkeit saust es auf uns zu, rempelt uns an, springt an uns hoch und freut sich, als würde es uns schon ein ganzes Leben lang kennen. Im ersten Moment weiß ich gar nicht wie mir geschieht. Es ist nicht einfach, dieses verrückte und fortwährend hüpfende Geschöpf in Augenschein zu nehmen. Gleich darauf tritt eine ältere Frau aus der Tür des gegenüberliegenden Gebäudes und das Tier wird etwas ruhiger. Ich schaue es an und muss unweigerlich grinsen. Zu Anfang sehe ich nur ein paar lange, steckenähnliche Beine, die im ersten Moment so gar nicht zum Rest des Körpers passen wollen. Und dann diese Ohren! „Allmächd!“, denke ich. „Dieses Tier besteht nur aus langen Beinen und großen Ohren!“ Bei weiterer Betrachtung erkenne ich einen peitschenartigen, langen dünnen Schwanz, der unaufhörlich wedelt. So sehr, dass das ganze Hinterteil wackelt, als wäre es völlig losgelöst vom restlichen Körper. „Mein Zahnarzt würde dir einen deutlichen Überbiss bescheinigen!“, denke ich so bei mir, als mich auch schon eine große nasse Nase freundlich anstupst. Gutmütige Klubschaugen schauen mich neugierig an. „Ja was bist denn Du für eine.... ein... ein interessantes Geschöpf!“, sage ich und lächele erst den kleinen Wirbelwind und dann die Frau an, die mit ausgestreckter Hand und einem warmherzigen Lächeln auf mich zu eilt. Händeschütteln, Lächeln, ein paar nette Floskeln, wieder Lächeln. Dann. „Das ist Lotte...“ und an Lotte gewandt, „...das ist deine neue Familie!“ Und so kam es, dass wir ein paar Tage später stolze Eltern einer, aus den katalanischen Bergen kommende, von einer Tierschutzorganisation vermittelte, fünfjährige Podenco-Pinscher Mix Dame wurden. Man sagt, dass es circa sieben Jahre braucht bis man einen Menschen wirklich kennengelernt und alle Facetten seiner Persönlichkeit erfahren hat. Ich glaube bei einem Hund verhält es sich ganz ähnlich! Irgendwann stellt man fest, dass der Lieblingsmensch an seiner Seite nicht nur liebliche Eigenschaften hat. Eine ernüchternde Erkenntnis, der niemand entkommen kann. So vergewisserte ich mich in der Vergangenheit ganze dreimal, ob Lotte wirklich ein Weibchen ist, denn sie hebt beim Pinkeln ganz oft das Bein. Bei der Begegnung mit einem anderen Hund zeigt sie sich stets äußerst begeistert. Allerdings stößt das grobmotorische Anrempeln, aus voller Geschwindigkeit bei ihren Kollegen nicht immer auf Gegenliebe. Und überhaupt verhält sich das Tier im Umgang mit seinen Artgenossen eher unangebracht. Mit stümperhaften und ungelenken Bewegungen fordert sie ihr Gegenüber zum Spielen auf. Irritierte Blicke von Hund und Frauchen oder Herrchen sind ganz oft die Folge: „Ja was hat er denn?“, werde ich dann gefragt. „Die Sauerstoffzufuhr bei der Geburt war nicht optimal!“, antworte ich dann meistens und gehe schnell weiter, den immer noch begeisterten Hund hinter mir herziehend. Mitleidige Blicke verfolgen uns. Manchmal denke ich, da könnte wirklich etwas dran sein. Wenn sie mal wieder just in dem Moment, abwartend bis der Radfahrer ganz sicher auf gleicher Höhe mit uns ist, zielstrebig in das Fahrrad rennt. Oder aus, für mich nicht ersichtlichen Gründen, einen plötzlichen Bogen in ihrer eigentlichen Laufrichtung beschreibt, als würde sie einem, für mich unsichtbaren Hindernis ausweichen. Jede Fahrt mit dem Auto wird zur Herausforderung, weil sich andauerndes Jammern, ähnlich einer alten Feuerwehrsirene mit ganz erbärmlich stinkenden Pupsen abwechseln. Von den Käsepfoten und dem nächtlichen Schnarchen möchte ich an dieser Stelle gar nicht sprechen. „Lotte, du verhältst dich nicht wirklich wie eine Dame!“, sagte ich irgendwann einmal zu ihr. „Du bist eigentlich eher so ein LOTTERICH!“ Und dieser Name ist bis heute geblieben... :) Seit es Lotterich in unserem Leben gibt, gab es kein entspanntes Silvester mehr zu Hause. Mit einem rasenden Herzschlag, wie ein Presslufthammer, Käsepfoten de luxe und Dauergejammer, welches man in menschlicher Sprache mit „Oje...oje... oje“ übersetzen könnte, läuft sie unruhig in der Wohnung auf und ab. Gleich nach dem ersten Knall stellt sie ihre Blasenfunktion ein und ist nicht mehr zum Pinkeln zu bewegen. Dafür hat sie Dauerdurchfall. Mittlerweile packe ich den Hund einen Tag vor Silvester in die Hundebox und fahre weit, weit weg. Trotzdem entkommen wir den Raketen, den lauten Böllern und dem Lärm nie ganz und es ist jedes Jahr erneut eine echte Herausforderung. Mit der Zeit habe ich begriffen, dass unter dem oft tölpelhaften und, etwas grob anmutenden Verhalten eine sensible Seele steckt, die dadurch einfach nur sehr stark auf äußere Reize reagiert. Lotterich ist sehr oft eine einzige Katastrophe. Sie muss in ihrem früheren Leben viel mitgemacht und so manche schlimme Situation erlebt und überlebt haben. Das stelle ich immer wieder aufs Neue fest. „Dieser Lotterich ist eine echte Herausforderung!“, denke ich, während ich sie, friedlich schnarchend in ihrem Körbchen beobachte. Aber wenn ich ehrlich bin, dann muss ich mir eingestehen, dass wir uns in mancher Hinsicht ähnlich sind. Nicht was das Pupsen angeht! Das möchte ich an dieser Stelle noch einmal in aller Deutlichkeit erwähnen. Aber Neugierde, Kampfgeist, Sensibilität und einen Hang aus der Reihe zu tanzen sind eindeutig Eigenschaften, die ich auch mein Eigen nennen kann.

  • Das Futterhaus... alle Vögel sind schon da...

    In der Winterzeit, beginnend Ende Oktober bis zum Monat April, füttere ich unsere heimischen Vögel. Dazu habe ich ein kleines Vogelhaus in einem Busch gegenüber meiner Wohnung aufgehängt. Drumherum baumeln an dicken, kargen Ästen ohne Schnee allerlei Knabbereien und andere Schmankerl für meine kleinen gefiederten Freunde. Kleine Meisenknödel, aber auch solche, die so groß sind, dass diese locker als Bowling-Kugel, vom Bowling-Center gleich um die Ecke, durchgehen könnten. Diese hängen freilich nur an besonders stabilen Ästen. Die panische Angst, es könnte sich einer der monströsen Futterbälle vom befestigten Zweig lösen und ein, durch Zufall darunter befindliches, Tier erschlagen ist immens. Außerdem im Futterangebot diverse Meisenringe, Futterstangen und andere, in Netzen verpackte, Nussmischungen. Mit einer Tasse Tee in der Hand stehe ich manchmal am Fenster und beobachte das emsige Treiben meiner immer hungrigen Freunde. Dabei durchströmt mich jedes Mal ein wahres Glücksgefühl und ich fühle mich wie ein Mensch, der durch sein beherztes Eingreifen die Welt ein kleines bisschen besser macht. ​In wohlwollender, ja herzerwärmender Stimmung stehe ich dann am Fenster und schaue auf das bunte Treiben im Vogelhaus. An einem bitterkalten Tag, das Thermostat zeigt Minusgrade zerreißt ein fremder Laut die morgendliche Stille. Aus meiner meditativen Stimmung herausgerissen, schaue ich verwundert nach draußen. Alle Vögel sind verschwunden, stattdessen ertönt das gurrende Geräusch erneut. Ich trete näher an das Fenster heran und drücke meine Nase gegen die Scheibe. Da sehe ich SIE. Sie fallen über meine Futterstelle her, wie ein Schwarm ausgehungerte Vandalen. Ich zähle mindestens zehn Tauben, die sich mit lautem Gezeter und Gezänk, um die verbliebenen Körner auf dem Boden streiten. Eine einsame Kohlmeise sitzt auf einem Ast ganz in der Nähe und beobachtet mutig das rüpelhafte Benehmen der gefiederten Unholde. Alle anderen sind bereits geflohen. "Nein! So haben wir nicht gewettet!", denke ich und Wut macht sich in mir breit. Mit entschlossenem Schritt gehe ich in richtung Balkon, reiße die Tür auf und trete in die morgendliche Kälte. Mit wildfuchtelnden Armen und Sch...sch...sch- Geräuschen versuche ich die unverschämte Taubenbande zu vertreiben. Und es funktioniert! Mit hektischem Geflatter machen sich die Störenfriede aus dem Staub. Retten sich auf das Vordach des Nachbarhauses, oder fliegen auf einen, in der Nähe stehenden Baum."Das wäre geschafft!", denke ich und zufrieden mit mir und der Welt gehe ich zurück in meine Wohnung.  Kurze Zeit später, ich bereite mir gerade in der Küche mein Frühstück vor, stelle ich mit größter Empörung fest, dass die Tauben wieder zurück sind. Mit gierigen und hackenden Bewegungen fressen sie in Höchstgeschwindigkeit meinen armen Vögelchen das Futter vor dem Schnabel weg. „Das gibt es doch gar nicht!“, schnaube ich fassungslos und fuchtele mit beiden Händen vor der Fensterscheibe herum. Ein kleines Kind, welches gerade gegenüber auf dem Spielplatz auf die Schaukel klettern will, rennt schreiend zu seiner Mutter. Aber auch die Tauben sind verschwunden. Kurze Zeit später beginnt das Spiel von vorne. Mittlerweile scheinen die schlauen Tiere begriffen zu haben, dass mit mir nicht gut Körner essen ist. Eine vorgeschickte Taube soll auskundschaften, ob die Luft rein ist. „Nix da!“, denke ich. „Dieses Manöver werde ich sofort im Keim ersticken. Ich täusche vor auf den Balkon zu treten und schleiche mich dann vorsichtig aus der Wohnung, um wenig später mit Kampfgeschrei aus der Haustür zu stürmen. Ich registriere drei aufgeschreckte Tauben, die sich mit ein paar Flügelschlägen auf die Dachrinne retten und eine Mutter, die mich weniger erschrocken, dafür aber böse vom gegenüberliegenden Spielplatz anstarrt. Die Tauben sitzen mittlerweile in einer Reihe auf der Dachrinne unseres Hauses und schauen mit hämischen Blicken zu mir hinab. „Ihr gefiederten Schweinebacken!“, rufe ich mit zornesrotem Gesicht nach oben. „euch krieg ich noch!“ dabei hebe ich drohend meine Faust. Die Mutter vom Spielplatz verlässt fluchtartig das Gelände. Danach habe ich einige Dinge zu erledigen und meine Feinde geraten kurzzeitig aus meinem Fokus. Dafür trifft mich am frühen Nachmittag bei einem Kontrollblick aus dem Fenster fast der Schlag. Eine der Tauben sitzt auf meinem Futterhaus. Sie hat sich kopfüber an einem herabhängendem Ast abgeseilt und versucht mit ihrem Schnabel an das Vogelfutter zu gelangen. Kurz bin ich beeindruckt über die akrobatische Höchstleistung der dicken Taube, aber gleich danach siegt die Empörung. Ich stürme auf den Balkon und werfe das erstbeste hinüber, was ich zu fassen bekomme. Eine kleine Porzellanfigur zerschellt mit einem lauten Plopp am Seitenteil des Vogelhauses und die Einzelteile landen im Umkreis von drei Metern auf dem Boden. „Mit Verlusten muss man rechnen!“, denke ich, während mein Blick über die einzelnen Scherben der kleinen Vogelfigur schweift. Wenigstens ist auch die Taube weg! In der darauffolgenden Woche geht es so weiter. Es vergeht fast kein Tag, an dem ich nicht mitten unter dem Essen aufspringe, um am Fenster meinen täglichen Vertreibungstanz aufzuführen. Meine Tochter schüttelt nur noch amüsiert ihren Kopf. „Du arme bemitleidenswerte Frau!“, sagt sie dann. „Du verstehst das nicht!“, antworte ich ihr im Brustton meiner Überzeugung. Muss mir aber eingestehen, dass es so nicht mehr weitergeht. Vor meiner Wohnungstür herrscht Krieg. Seit Tagen getraut sich kein einziger Vogel mehr zur Futterstelle. Selbst die mutige Kohlmeise ist verschwunden. Schweren Herzens gehe ich am nächsten Tag in den Baumarkt und kaufe ein weiteres Vogelhaus. Ein Großes, geräumig genug, dass ich auch eine dicke Taube darin bequem umdrehen kann. Ich stelle es in einiger Entfernung auf. Es dauert nicht lange bis die freche Taubenbande die Vorzüge des neuen Hauses erkannt haben. Nun stehe ich am Fenster mit einer Tasse Kaffee in der Hand und beobachte beide Vogelhäuser. Der Vogelverkehr hat sich wieder normalisiert und alles geht seinen gewohnten Gang. Ich atme erleichtert auf, nippe an meinem koffeinhaltigen Heißgetränk und denke: „ … Was denke ich? Schreibt mir doch mal Eure Ideen in die Kommentare, über das Kontaktformular, oder WhatsApp Ich freue mich :) von Michi: und denke "Das wäre geschafft!" von Matilda: und denke "Taube gut, alles gut!" von Matthias: und denke "Einfach genial diese Idee!"

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